Programm

Programm SYN_ENERGY_BERLIN_ATHENS

(Stand August 2018, Änderungen vorbehalten)
Eintritt frei bei allen Veranstaltungen
Veranstaltungen auf Deutsch und Griechisch, Übersetzungen bzw. Simultandolmetschen werden zur Verfügung gestellt

Für die Teilnahme am Symposium wird um eine kostenlose und formlose Anmeldung per E-Mail bis zum 16.10.2018 gebeten:  syn-energy@lettretage.de


17.10.2018

19:00 Uhr Lange Lesenacht, offizielle Eröffnung des Symposiums
Heimathafen Neukölln

Moderation: Cornelia Jentzsch und Jan Wagner
Sprecher: Denis Abrahams

Eine lange Nacht der Literatur mit 24 lesenden und performenden Autor*innen  (deutsch-griechische Übersetzung) auf zwei Bühnen, umrahmt von Live-Musik des Jazz-Trios „The Grix Trio“ (Floros Floridis und Yorgos Dimitriadis) feat. Achim Kaufmann und einer Live-Animation von Andreas Karaoulanis.

Mit: Phoebe Giannisi (GR), Dirk Uwe Hansen (DE), Dagny Gioulami (CH), Jochen Schmidt (DE), Vassilis Amanatidis (GR), Katerina Iliopoulou (GR), Dalibor Markovic (DE), Dominique Macri (DE), Lilly Jäckl (AT), Jazra Khaleed (GR), Kyoko Kishida (GR), Kai Pohl (DE), Maria Topali (GR), Gerasimos Bekas (GR/DE), Nina Rapi (GR), Achim Wieland (DE/CY), Jorgos Kartakis (GR), Adrian Kasnitz (DE), Jan Kuhlbrodt (DE), Elena Pallantza (DE/GR), Lily Michaelides (CY), Simone Kornappel (DE), Andrea Schmidt (DE), Yiannis Baskozos (GR)


18.10.2018

09:30-10:00 Uhr Begrüßungskaffee
10:00-13:00 Uhr, Panel 1: Mythen als performativer Akt
Moderation: Ellen Katja Jaeckel

Referent*innen:
Phoebe Giannisi (GR)
Dagny Gioulami (CH)
Dirk Uwe Hansen (DE)
Jochen Schmidt (DE)

Die Panelteilnehmer*innen haben antike Mythen auf performative Weise in die Gegenwart transponiert und neu interpretiert – durch Textinstallationen, dem Zusammenspiel von Stimme und Text und weiterführenden Lyrik-Performances.

Giannisi („Homerika“) geht mit Video und bildender Kunst über das Wort hinaus. Hansen, klassischer Philologe, Übersetzer aus dem Alt- und Neugriechischen und Lyriker, und Gioulami, Theater- und Prosaautorin, schlagen Brücken zwischen Antike und heute und stellen sich der Frage: Welche Rolle spielt der antike Mythos in der deutsch- und griechischsprachigen Gegenwartslyrik und -dramatik? Wie kann er ein junges Literaturpublikum erreichen? Es gilt, das Innovationspotenzial des griechischen Erbes auszuloten und im Lichte aktueller Debatten neu zu bewerten.

Die deutschsprachige Geistesgeschichte ist ohne den griechischen Mythos nicht denkbar. Doch wo stehen wir jetzt, in Zeiten der „Krise“? Jochen Schmidt, der erst kürzlich Altgriechisch lernte, hat darauf eine sehr eigenwillige Antwort gegeben mit seinem Buch „Schmythologie“, das in enger Zusammenarbeit mit der Grafikerin Line Hoven entstand.

Dagny Gioulami ist eine Schweizer Autorin, Opernlibrettistin, Liedtexterin und Schauspielerin. Ihr literarischer Erstling, „Alle Geschichten, die ich kenne“, ein literarischer Road-Movie, erschien bei weissbooks. In ihrer Arbeit erprobt sie verschiedene Präsentationsformen literarischer Texte und hat sich in ihrer Theaterarbeit intensiv mit dem griechischen Mythos auseinandergesetzt.

13:00-14:00 Uhr Mittagspause

14:00-17:00 Uhr, Panel 2: Rhythmus, Wort, Musik
Moderatino: Thomas Plaul

Referent*innen:
Vassilis Amanatidis (GR)
Katerina Iliopoulou (GR)
Dominique Macri (DE)
Dalibor Markovic (DE)

Die Panelteilnehmer*innen sind ausgewiesene Expert*innen im Bereich Lyrikperformance, Lautpoesie bzw. Slam-Poetry.

Katerina Iliopoulou und Vassilis Amanatidis sind griechische Vertreter*innen dieses innovativen Ansatzes, die sich um die Zeitschrift „Farmako [frmk]“ und die englischsprachige Initiative greekpoetrynow.com gruppieren. Sie nutzen die performativen Potenziale der Literaturszene(n) und deren Traditionen aus verschiedenen Sprachräumen.

Seit September 2013 arbeitet Dominique Macri, Slam-Poetin, Theaterfrau und Trainerin für kreatives Schreiben und Performance, freischaffend für das europäische Projekt „ThesSLAMoniki“ in Griechenland. Dalibor Markovic, mit kroatischen Wurzeln, hinterfragt die eine und die andere Sprache, untersucht sie auf ihre noch unentdeckten Möglichkeiten und beleuchtet dadurch den Zusammenhang von Sprache und Identität.

Das gesprochene Wort ist für alle Teilnehmer*innen kreatives, nach außen wirkendes Potenzial, und die Reaktion des Publikums Teil ihrer Kunst. Literatur wird zum performativen Ereignis, das über das geschriebene Wort hinauswirkt

19:00 Uhr: Lesungen der Panelteilnehmer*innen
Abendmoderation: Ellen Katja Jaeckel und Thomas Plaul


19.10.2018

10:00-13:00 Uhr, Panel 3:  Poetrypolitics
Moderation: Spiros Moskovou

Referent*innen
Lilly Jäckl (AT)
Jazra Khaleed (GR)
Kyoko Kishida (GR)
Kai Pohl (DE)

Der poetische „Underground“ hat in beiden Sprachräumen besondere Kommunikationsformen entwickelt, in denen sich die subversive und revolutionäre Kraft der Lyrik entfalten kann. Eine besondere Affinität besteht zwischen der Ostberliner Lyrikszene und dem Athener „Underground“. So haben Jazra Khaleed und Kyoko Kishida eine Performance mit einschlägigen Übersetzungen, u.a. auch von Kai Pohl entwickelt.

Lilly Jäckl, Autorin, Film- und Performancekünstlerin, hinterfragt den Anti-Aging- und Schönheitswahn, die Pharma- und Ölindustrie, Konzerne wie Veolia, Monsanto, Suez oder Google. Jazra Khaleed hat dem wütenden politischen Protest eine poetische Stimme gegeben, zudem arbeitet er multimedial, u.a. auch mit Filmemacher*innen zusammen. Große Themen für Khaleed und Kishida sind Rechtsextremismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und der Umgang mit Flüchtlingen. Kishida ist Mitbegründerin der Print-Literaturzeitschrift „Teflon“, die sich in besonderer Weise dem Transfer andersprachiger, marginalisierter Literatur widmet.

Die Panelteilnehmer*innen stellen sich der Frage, ob Dichter oder Dichterin auch heute noch Liebesgedichte und Landschaftslyrik schreiben darf, oder ob das Gedicht nur eine Daseinsberechtigung hat, wenn es zu Tat und Protest aufruft. Sind Lyriker*innen per se Anarchist*innen? Es geht um das Verhältnis von Poesie zu Politik, um die Rolle, die „engagierte“ Literatur heute noch spielt, und wie sich Kapitalismus- und Rassismuskritik in der Lyrik im deutsch- und griechischsprachigen Raum äußert.

13:00-14:00 Uhr Mittagspause

14:00-17:00 Uhr, Panel 4: Race-Gender-Class
Moderation: Astrid Kaminski

Referent*innen:
Gerasimos Bekas (GR/DE)
Nina Rapi (GR)
Maria Topali (GR)
Achim Wieland (DE/CY)

Das Triptychon „Race-Gender-Class“ beschäftigt Autor*innen in beiden Sprachräumen, befeuert durch Wirtschaftskrise, Migration und Flüchtlingsströme. Die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich, wachsender Rassismus und Antisemitismus sowie erstarkende rechtspopulistische Parteien bilden dabei den Hintergrund für literarisches Schaffen.

Künstler*innen wie Nina Rapi, Maria Topali, und Achim Wieland, die zwischen verschiedenen Kultur aufgewachsen sind und teils in mehreren Sprachen schreiben, arbeiten als Lyriker und im Theaterbereich, setzen sich aber auch als Prosaschriftsteller*innen mit diesen Fragen auseinander. Schadet politischer Aktivismus der Kunst oder beflügelt er sie?

Gerasimos Bekas, ein aufstrebender junger Autor, der Prosa und Theaterstücke schreibt, bereitet seinen deutschsprachigen Erstlingsroman für Herbst 2018 vor. Ein gutes Beispiel, wie der literarische Nachwuchs mit Geschlechter- und Klassenfragen umgeht.

Die Panelteilnehmer*innen erkunden anhand ihrer unterschiedlichen Herkunft die Relevanz und Strahlkraft literarischer Intervention im gesamtgesellschaftlichen Raum.

19:00 Uhr: Lesungen der Panelteilnehmer*innen
Abendmoderation: Astrid Kaminski und Spiros Moskovou


20.10.2018

10:00-13:00 Uhr, Panel 5: Brückenbauer
Moderation: Angie Saltampasi

Referent*innen
Jorgos Kartakis (GR)
Adrian Kasnitz (DE)
Jan Kuhlbrodt (DE)
Elena Pallantza (DE/GR)

Wo wirtschaftliche Entwicklungen die Verlagslandschaft massiv ausdünnen, wie in Griechenland, oder literarische Produktionen aufgrund nicht marktkompatibler Ästhetiken und Schreibweisen absehbar ohne Öffentlichkeit bleiben, werden Autor*innen oft selbst aktiv, um die Rezeptionsbedingungen ihrer Texte mitzugestalten. Sprach- und länderübergreifende Kooperationen spielen dabei eine immer größere Rolle: Nicht nur das eigene Werk, sondern auch das der Künstlerkollegen gilt es dann durch privat initiierte Übersetzungen, unabhängige Kleinverlage oder Literaturzeitschriften öffentlich zu vermitteln. Die Doppel- oder gar Dreifachrolle des Autors als Übersetzer und möglicherweise zugleich Verleger, Zeitschriftenherausgeber oder Literaturveranstalter bildet einen spezifischen Typus in der Literaturlandschaft aus.

Jan Kuhlbrodt (Leipzig) und Dirk Uwe Hansen (Greifswald), haben eine Reihe griechischer Autor*innen in deutschsprachigen Zeitschriften wie fixpoetry und poetenladen vorgestellt. Elena Pallantza (Bonn) mit ihrer Übersetzergruppe LEXIS und Adrian Kasnitz (Köln) mit einer 2017 erschienenen Anthologie zeitgenössischer griechischer Dichtung (parasitenpresse) setzen sich in öffentlichen Veranstaltungen für den deutsch-griechischen Kulturaustausch ein. Jorgos Kartakis, auf dessen Anregung sehr viele Übersetzungen zurückgehen, und das Portal poein.gr, das schon seit einiger Zeit mit deutschsprachigen Partnern kooperiert, zeigen mit digitalen Instrumenten weitere Alternativen der Vermittlung auf.

13:00-14:00 Uhr Mittagspause

14:00-17:00 Uhr, Panel 6: Schreibpraxen und Präsentationsformen
Moderation: Thomas Plaul

Referent*innen
Yiannis Baskozos (GR)
Simone Kornappel (DE)
Lily Michaelides (CY)
Andrea Schmidt (DE)

Die beschleunigten technologischen Entwicklungen ermöglichen Autor*innen seit geraumer Zeit digitale Publikations- und Kommunikationsformen jenseits der traditionellen Buch- und Feuilletonkultur. Im Zug der Verlags- und Zeitschriftenkrise übernehmen in Griechenland etablierte digitale Publikations- und Kommunikationsformate allmählich die Selektionsfunktion der klassischen Literaturverlage und lösen das Zeitungs- bzw. Zeitschriftenfeuilleton in seiner Diskurshoheit ab.

Digitale Technologien werden darüber hinaus von Autor*innen zunehmend in den künstlerischen Produktionsprozess eingebunden. Die Lyrikerin Simone Kornappel verknüpfte beispielsweise in ihrem Projekt „QR feldein“ unter Zuhilfenahme von QR Codes digitale mit realen Orten am Beispiel des Tempelhofer Felds. Betrachtet man öffentliche Präsentationen digital produzierter Literatur, fällt auf, dass weitere künstlerische Disziplinen wie Performance, Musik und Bildende Kunst eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Das multimediale Szenario ist dabei nicht suggestive Kulisse, sondern Werkstatt eines medial hochkompetenten Textproduzenten, der den Literaturbegriff im 21. Jh. entgrenzt und Autorschaft in ein neues Licht stellt. Nicht selten verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Produktion und Präsentation. Lily Michaelides tritt für die Thematisierung der politischen Teilung Zyperns und deren Auswirkungen auf die künstlerische Produktion ein, auch in ihrem eigenen Schreiben. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Etablierung von Festivals und Einzelevents, auf Zypern selbst und in internationalen Kooperationen.

Yiannis Baskozos ist der Chefredakteur von „O Anagnostis“/Der Leser, einer Online-Zeitschrift für Literatur und Kunst, die aus dem legendären Print-Magazin „Diavazo“/Lesen hervorgegangen ist. Im Zuge der Finanzkrise und dem Einbruch der Verkaufszahlen und Werbeeinnahmen musste in Griechenland umgedacht werden. Neben den griechischen Staatspreisen für Literatur sind die jährlich vergebenen Preise von „O Anagnostis“ die bedeutendsten qualitätiven Gradmesser für die zeitgenössische Kulturproduktion.

Andrea Schmidt, Typografin, Designerin und Illustratorin, gehört dem Verleger-Trio im Verlagshaus Berlin an, das sich auf besondere Ausgaben und Projekte konzentriert. Auch dieser Verlag war mit Entscheidungen zu Digitalisierung, Blogging, Print-Edition und Herausgabe einer Zeitschrift konfrontiert. Welche Mittel und Wege gibt es, um Gegenwartsliteratur und Wiederentdeckungen aus dem deutschen und internationalen Raum Gehör zu verschaffen? Wir erwarten einen spannenden Austausch mit Autor*innen und Zeitschriftenmacher*innen!

19:00 Uhr: Lesungen der Panelteilnehmer*innen
Abendmoderation: Angie Saltampasi und Thomas Plaul


21.10.2018

10:00-12:00 Uhr Café/καφενείο (Kaffee, Gespräche & Büchertisch): Interessierte Personen, Autor*innen, Übersetzer*innen und Veranstalter*innen sind zu einem Frühstück von Mana Natur eingeladen, mit freundlicher Unterstützung der Presseabteilung der Griechischen
Botschaft Berlin.


Während des Symposiums wird in den Räumen der Lettrétage eine Porträtreihe der Fotografin Kanella Tragousti ausgestellt, die zuletzt Teil der Ausstellung „Griechisch im Kiez“: Acht Personen, acht Geschichten, acht Berliner Griechen waren. Mit freundlicher Unterstützung der Griechischen Botschaft Berlin