Maria Topali über Katerina Iliopoulou

Maria Topali und Katerina Iliopoulou kennen sich seit Jahren. Heute teilen sie ihre Eindrücke mit uns:

Maria: Katerina Iliopoulou (Athen, 1967) lernte ich 2003 kennen. Sie hatte gerade gemeinsam mit ihrer Schwester Eleni Sylvia Plath ins Griechische übersetzt. Ich hatte ab dem ersten Moment unserer Bekanntschaft den festen Eindruck, eine „Mitreisende“, eine Art „Genossin“ kennengelernt zu haben. Sie gehörte dieser neuen Generation an, die beim ersten Blick den Eindruck verleiht, aus dem Nichts, ohne Vorfahren, entstanden zu sein. Oder sie sucht ihre Vorfahren und Kommunikationspartnern in anderen Sprachen und Traditionen, vor allem im englischsprachigen Raum. Sie ist im Bereich der bildenden Kunst ebenfalls wie in der Literatur zu Hause und kultiviert als Prinzip den Austausch zwischen Lyrik und Art. Ist sie Feministin? Für mich schon: ich habe sie immer auch diesbezüglich als eine Genossin empfunden, nämlich als Frau die im Bewusstsein ihres Geschlechts schreibt. Ist sie Traditionsbrecherin? Zum Teil ja, was Form und Performance angeht. Vor allem aber was eine neue Moral, eine praktizierte Moral im Alltag der griechischen Lyrik angeht. Katerina initiiert und organisiert geschlossene und öffentliche Gruppenarbeit, ob live Performance oder öffentliche Diskussion oder, seit 2013, Veröffentlichung der exzellenten Zeitschrift „Farmako“ [Medikament], das zweimal im Jahr erscheint und die neuen Wege der Lyrik in Griechenland und im Ausland forschend erforscht, stets im Hinblick auf eine Korrespondenz mit der bildenden Kunst und der Film und Video Kunst. Katerina gehört zu den Personen/Faktoren, die die Landschaft der neuen griechischen Lyrik prägend und erneuernd mitbestimmt.

@Panayotis Ioannidis, Lesung von Frauen für Frauen über Frauen im Athener Spanischen Institut Cervandes, 2013

Katerina: Maria Topali habe ich 2003 kennengelernt, als ich gerade meine ersten Texte publizierte. Seitdem hat sich zwischen uns ein lebendiger und fruchtbarer Dialog entwickelt, der die ganze Bandbreite lyrischen Schaffens umfasst: von Fragen moderner Poetik über Literaturkritik bis hin zu Themen des Umgangs mit poetischen Werken. Im Zuge dieses Dialogs hat sich eine ganz poetische Gemeinschaft herausgebildet, die den ideellen Raum unserer Begegnung absteckt. Die fünf von ihr herausgebrachten Lyrikbände zeichnen sich durch den kühnen Einsatz verschiedenster Ausdrucksmittel aus und durch die Thematiken, die sie beschäftigen, wie etwa Geschlecht als persönliche Erfahrung, Identitätssuche, das Verhältnis Privat-Politisch, der Puls der Geschichte im individuellen Körper der Subjekte, aber auch das Schicksal des poetischen Subjekts und die Suche nach der Sprache, welche diese Thematiken unter Berücksichtigung zeitgenössischer Erfahrungen abbilden und widergeben kann. Die intellektuelle Dimension, die diskrete Intertextualität und der schwarze Humor zeichnen ihre Dichtung aus, in der das Lyrische sich des Öfteren zurückzieht und und das narrative Element immer mehr Bedeutung gewinnt. Ihre beiden letzten Bücher sind vielstimmige Werke, die an ein lyrisches Theaterstück oder auch an Musiktheater erinnern und darüber hinaus vertont und auf der Bühne gezeigt wurden. Maria Topali ist eine konsequent arbeitende Literaturkritikerin mit einer umfassenden Anzahl von Veröffentlichungen, die seit 1996 in auflagenstarken Zeitungen, in der Literaturzeitschrift „Poesie“ und im daraus hervorgegangenen Journal „Poetik“ (wo sie auch Redaktionsmitglied ist) erscheinen. Des Öfteren kooperiert sie auch mit der Lyrikzeitschrift „Farmako“. Ihr kritisches Werk bildet das seltene Beispiel einer wichtigen und nachhaltigen Erfassung der zeitgenössischen griechischen Lyrik jüngerer Autorinnen und Autoren. Darüber hinaus kam kürzlich im Verlag Romiosini eine umfassende Anthologie jüngster griechischer Dichtung unter ihrer Herausgeberschaft in deutscher Übersetzung heraus. In den letzten Jahren hat sie sich vermehrt mit kollektiven Projekten beschäftigt, die Fragen wie Mündlichkeit, Körper und Stimme in der zeitgenössischen Dichtung untersuchen.

Am 18.10. ist Katerina Iliopoulou Teil des Panels „Rhytmus, Wort, Musik“, gemeinsam mit Vassilis Amanatidis (GR), Dominique Macri (DE) und Dalibor Markovic (DE). Maria Topali dürfen wir am 19.10. beim Panel „Race-Gender-Class“, gemeinsam mit Gerasimos Bekas (GR/DE), Nina Rapi (GR) und Achim Wieland (DE/CY) begrüßen. Wir freuen uns sehr!