Triumph der Poesie_Maria Topali

Triumph der Poesie_Ein Artikel von Maria Topali


Maria Topali beschreibt die Rolle der Poesie im Athen der Krise. Erstaunlicherweise ist das Engagement und die Publikationstätigkeit von Dichtern und Verlagen in den letzten Jahren angewachsen, statt – wie erwartbar – zu schrumpfen.

Kavafis-Abend ©P. Ioannidis


Obwohl die Verlagswelt schwere Einbußen hinnehmen muss, kommt es zu einem Revival der Lyrik, zu lebhaften Zusammenkünften und kreativen Initiativen.
Im heutigen Griechenland , dem „Griechenland der Krise“, wie wir es seit fünf, sechs Jahren zu nennen gewohnt sind, hat es beeindruckende Veränderungen gegeben. Die Edition von Lyrikbänden bei etablierten und „alternativen“ Verlagen ist regelrecht explodiert.




Eine Vielzahl von jüngeren und ganz jungen Dichtern und Dichterinnen befasst sich mit Lyrik, wobei sie sowohl traditionelle als auch innovative Formen kultivieren, häufig mit eindrucksvollen Ergebnissen. Diese ganze „Explosion” hat jedoch auch noch eine weitere wichtige „Nebenwirkung”: Ich meine die Rezitationen von Gedichten in öffentlichen Räumen, die inzwischen besonders in Athen zur festen Einrichtung geworden sind. Sie werden von Gruppen und Initiativen organisiert, die sich speziell diesem Zweck verschrieben haben, wobei Dichtung und Musik, Malerei, Theater, Tanz und Videokunst miteinander verflochten werden und, nicht zuletzt, ein zunehmend größeres Publikum gewinnen.

Wir haben auf der einen Seite eine gemäßigte, aber deutliche „Rückkehr“ zur Lyrik, sowohl bei den Verfassern als auch beim Publikum, eine positive Aufnahme von „Live“-Auftritten und ein merkliches Anwachsen ihrer Zuhörerschaft, und wir erleben die “Belohnung” kollektiver und individueller Aktionen, die jahrzehntelang beständig im Schatten stattfanden, kleiner Schritte, ohne den Prunk von Großereignissen und ohne Vergünstigung durch staatliche Zuschüsse. Auf der anderen Seite haben wir eine dynamische Verknüpfung all dessen mit dem Internet und den sozialen Netzwerken. Wenn man davon ausgeht, dass die Krise in gewissem Grad Werte und Praktiken im heutigen Griechenland erschüttert hat, kann die Wiederbelebung des Phänomens Dichtung und seiner integrierten Begegnungen mit der Öffentlichkeit als ein Zeichen der Zeit angenommen werden, besonders in der geplagten Stadt Athen.

Am 19.10. ist Maria Topali Teil des Panels Race-Gender-Class, gemeinsam mit Gerasimos Bekas (GR/DE), Nina Rapi (GR) und Achim Wieland (DE/CY)


Der ganze Text unter: diablog.eu, ein Netzportal von Michaela Prinzinger