Jan Wagner

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass das Bedürfnis nach Poesie universell ist; und wenn dem so ist, dann ist ihr Publikum unendlich, auch wenn es derzeit noch nicht wissen mag, dass es das Publikum ist.“

Für Jan Wagner ist ein Gedicht immer geformte Sprache, und Form und Inhalt gehören immer zusammen. „Für mich ist es wichtig, alle möglichen Formen, auch die traditionellen (das heißt, alle handwerklichen Aspekte, Metrum, Reim und so weiter), im Hinterkopf zu haben, so dass ich darauf zurückgreifen kann, wenn es das Gedicht, an dem ich gerade arbeite, es erfordert. Es geht nie darum, eine Tradition um ihrer selbst willen am Leben zu erhalten. Es ist vielmehr so, dass all diese Formen (wenn wir über die traditionelle Formen sprechen) ihre eigene Schönheit haben, eine anregende Struktur, die dazu beitragen Kann, das Gedicht zu einem besseren zu machen. Und vor allem geht es darum, dass die Strenge, das Korsett bestimmter Formen ein Ansporn sind, um tiefer zu schürfen, weiter zu denken, um Spuren zu folgen, die bislang nicht berücksichtigt wurden oder bis zu diesem Punkt undenkbar waren. So kann paradoxerweise die formale Strenge in einer noch größeren Freiheit resultieren und zu dem für mich schönsten Moment des Schreibens führen, der dann erreicht ist, wenn man als Dichter vom eigenen Gedicht überrascht wird.“

Jan Wagner wurde 2015 der Preis der Leipziger Buchmesse für das beste literarische Werk des Jahres verliehen – er ist der erste Lyriker, der diese Auszeichnung erhalten hat. Zwei Jahre später folgte der renommierte Georg-Büchner-Preis. Jan Wagners Erzählkunst, seine Fähigkeit mit seinen Gedichten Bilder zu zeichnen und seine sprachliche Präzision verdienen es, ausgezeichnet zu werden.

(c) Goethe-Institut/Vangelis Patsialos

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