Heute ist es endlich soweit:
ab 19:00 Uhr startet die Lange Lesenacht, die offizielle Eröffnung des SYN_ENERGY Symposiums im Heimathafen Neukölln.
mit einer Moderation von Cornelia Jentzsch und Jan Wagner, Sprecher ist Denis Abrahams
Es erwartet euch eine lange Nacht der Literatur mit 24 lesenden und performenden Autor*innen (deutsch-griechische Übersetzung) auf zwei Bühnen, umrahmt von Live-Musik des Jazz-Trios “The Grix Trio” (Floros Floridis und Yorgos Dimitriadis) feat. Achim Kaufmann und einer Live-Animation von Andreas Karaoulanis.
Mit: Phoebe Giannisi (GR), Dirk Uwe Hansen (DE), Dagny Gioulami (CH), Jochen Schmidt (DE), Vassilis Amanatidis (GR), Katerina Iliopoulou (GR), Dalibor Markovic (DE), Dominique Macri (DE), Lilly Jäckl (AT), Jazra Khaleed (GR), Kyoko Kishida (GR), Kai Pohl (DE), Maria Topali (GR), Gerasimos Bekas (GR/DE), Nina Rapi (GR), Achim Wieland (DE/CY), Jorgos Kartakis (GR), Adrian Kasnitz (DE), Jan Kuhlbrodt (DE), Elena Pallantza (DE/GR), Lily Michaelides (CY), Simone Kornappel (DE), Andrea Schmidt (DE), Yiannis Baskozos (GR)
Die Ministerin für Kultur und Sport der Hellenischen Republik, Myrsini Zorba, lässt grüßen
So widersprüchliche Sichtweisen wie „The Tyranny of Greece over Germany“ zum einen und „Griechenland unter deutschem Diktat“ zum anderen prägten in den vergangenen einhundert Jahren die gegenseitige Wahrnehmung und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, und das in ganz unterschiedlichen historischen Situationen. Die erste Sichtweise bezieht sich auf den Titel eines populären Buchs aus der Zwischenkriegszeit, die zweite wurde immer wieder während der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise laut. Man könnte so weit gehen und sagen, dass beide Länder sich in gewissem Maß gegenseitig mitgestaltet haben. Tatsächlich hat sich das Deutschland des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der griechischen Klassik herausgebildet. Griechenland wiederum wurde im selben Jahrhundert unter dem bayerischen Königshaus und bayerischer Gesetzgebung ein eigener Staat.
Auch die griechische Universität, deren erste Professoren ihre Studien in Deutschland absolviert hatten, orientierte sich am deutschen Vorbild. Der Erste Weltkrieg führte zu einer politischen Spaltung Griechenlands, als der König auf einer neutralen Haltung bestand und damit deutsche Interessen favorisierte, während der Ministerpräsident des Landes eine Kriegsbeteiligung an der Seite der Entente unterstützte. Die deutsche Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg war nicht nur besonders grausam und kostete viele Menschenleben, sondern zerstörte auch die griechische Infrastruktur und Wirtschaft. An die Besatzung schloss sich der griechische Bürgerkrieg an, eine der traumatischsten Phasen der jüngsten griechischen Geschichte. In den 1960er-Jahren migrierten Griechen angesichts der ruinösen Wirtschaftslage, die eine Kriegsfolge war, nach Deutschland und trugen auf diese Weise zum Wiederaufbau des ehemaligen Kriegsgegners bei. Während der Militärdiktatur ab 1967 zeigte Deutschland große Solidarität und Unterstützung für den Kampf gegen die griechische Junta. Und kürzlich war es Deutschland, das im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise Griechenland den Austritt aus der Eurozone dringend nahelegte. Fast zwei Jahrhunderte lang verhalten sich also Griechenland und Deutschland mal freundschaftlich, mal feindlich zueinander. Und wie sieht es heute aus?
Einen wichtigen Beitrag liefert das Kulturportal diablog.eu, deutsch-griechische Begegnungen. In der Rolle eines Kulturmittlers versucht es, Misstrauen abzubauen; nicht mit einer Intervention von “oben” nach “unten”, sondern durch die Förderung von gegenseitigem Verständnis. In einem geschützten Raum können Bürger beider Länder voneinander mehr erfahren, ihre Gedanken austauschen, ihre Skepsis und Träume vortragen und in Übersetzungen lesen, was die jeweils anderen zu sagen haben. Kulturelle Begegnung von der Basis aus – das ist ein wirklicher Einschnitt in der Art und Weise, Annäherung möglich zu machen. Der Initiatorin dieser “deutsch-griechischen Begegnungen”, der Neogräzistin Michaela Prinzinger, kann man nur gratulieren, genau wie allen, die ebenfalls an diesem Projekt mitwirken.
Auch dem Literaturhaus Lettrétage, dem Berliner Hauptstadtkulturfonds und der Stavros Niarchos Foundation gebühren Dank und Lob für die Unterstützung dieser Zusammenkunft. In der Hoffnung, dass davon weitere Impulse für eine intensivere Kommunikation literarischer und allgemein kultureller Produktion in beiden Ländern ausgehen, wünsche ich SYN_ENERGY BERLIN_ATHENS viel Erfolg.
Myrsini Zorba
Ministerin für Kultur und Sport der Hellenischen Republik