SYN-ENERGY Athens -Berlin

The SYN-ENERGY Berlin – Athens literary simposium has been brought back! This time the roles have reversed, as we have been kindly invited by the Goethe Institute in Athens to share our experiences with contemporary Greek poetry.

Today, 2nd of April, the organizers of the festival, some of the authors, invited to the Berlin festival, as well as other local authors, will sit together and talk about new forms of producing and disseminating poetry, continuing the exchange between the German and Greek speaking space, started in October.

Starting at 15:30, we’ll keep going on untill 22:00, so if you happen to be in Athens, drop by to the foyer of the Goethe Institute in Athens (Address in the linked event desription).


Sammelbandbewerbung

OUT NOW!

The Greek-German Literature Symposium SYN _ ENERGY BERLIN _ ATHENS was held on September 17. until 21. October 2018 and gathered more than 20 poets, prose authors, playwrights, translators, essayists and publishers from Greece, Cyprus, Germany, Austria and Switzerland. It was a great transnational, transdisciplinary and above all exciting literary dialogue – organized by Diablog Vision e.V. in cooperation with Lettrétage e.V.

On a total of six panels different topic-matters were covert: „Myths as a Performative Act,“ „Rhythm, Word, Music“, „Poetrypolitics“, „Race Gender Class“, „Bridge Builders“, and „Writing Practice/Presentation Forms.“ In addition, there was a long German-Greek reading night at the „Heimathafen Neukölln“, poetry performances and readings.

A collection has now been published summarising the contributions and results of the symposium. A total of 155 pages with all the contributions to the debate as well as transcripts of the discussions.


The collection is available free of charge – as long as the stock lasts. Just email us: syn-energy@lettretage.de

Thank you!

Ihr Lieben,

drei Wochen ist es schon wieder her, wir sind aber immer noch nicht weniger überwältigt von der positiven Energie, den vielen Eindrücken, spannenden Diskussionen, dem liebevollen Miteinander und der schönen Atmosphäre, die ihr mit uns geschaffen habt! SYN_ENERGY Berlin_Athens war eine ganz besondere Erfahrung und eine Bereicherung für die deutsch-griechische Literaturbewegung. Vielen lieben Dank an alle, die diese fünf inspirierenden Tage mit uns gemeinsam verbracht und gestaltet haben und wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!

Dear All,

SYN_ENERGY Berlin_Athens was a blast! Three weeks have passed, but we are still overwhelmed by the positive energy, the great impressions, exciting discussions and the respectful and loving atmosphere that you have created with us! SYN_ENERGY Berlin_Athens was a very special experience and an enrichment for the German-Greek literary movement. Many thanks to all of you who spent these five inspiring days together with us and we are looking forward to seeing you soon! 

(c) Nelly Tragousti

Grußwort der Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB

Hier ist das grusswort der staatsministerin prof. monika grütters mdB zur eröffnung von syn_Energy:

„Menschen brauchen Kunst, um die Krise zu verstehen, um zu verstehen, was man nicht mehr verstehen kann“, sagte die Künstlerin Christina Dimitriadis anlässlich der documenta 14, die im vergangenen Jahr in Kassel und Athen stattfand. Auch das deutsch-griechisch Literatursymposium SYN_ENERGY BERLIN_ATHENS eröffnet künstlerische Räume, die dazu einladen, fremde Gedankenwelten zu erleben und zu verstehen. Vier Tage lang werden dabei Autorinnen und Autoren aus fünf Ländern beider Sprachräume miteinander in einen literarischen Dialog treten – jenseits politischer Interessenkonflikte. Bis heute ist der Blick nach Griechenland für deutsche Künstlerinnen, Künstler und Kreative eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Gerade jene literarischen Auseinandersetzungen, die die Gegenwart reflektieren und die unter dem Eindruck des Wandels der Lebenswelten unsere Werte spiegeln und infrage stellen, laden zu einem Brückenschlag ins jeweils andere Land ein. So leistet die Literatur einen wertvollen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auch über nationale Grenzen hinaus. „Grußwort der Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB“ weiterlesen

Grußwort

Heute ist es endlich soweit:

ab 19:00 Uhr startet die Lange Lesenacht, die offizielle Eröffnung des SYN_ENERGY Symposiums im  Heimathafen Neukölln.
mit einer Moderation von Cornelia Jentzsch und Jan Wagner, Sprecher ist Denis Abrahams

Es erwartet euch eine lange Nacht der Literatur mit 24 lesenden und performenden Autor*innen  (deutsch-griechische Übersetzung) auf zwei Bühnen, umrahmt von Live-Musik des Jazz-Trios “The Grix Trio” (Floros Floridis und Yorgos Dimitriadis) feat. Achim Kaufmann und einer Live-Animation von Andreas Karaoulanis.

Mit: Phoebe Giannisi (GR), Dirk Uwe Hansen (DE), Dagny Gioulami (CH), Jochen Schmidt (DE), Vassilis Amanatidis (GR), Katerina Iliopoulou (GR), Dalibor Markovic (DE), Dominique Macri (DE), Lilly Jäckl (AT), Jazra Khaleed (GR), Kyoko Kishida (GR), Kai Pohl (DE), Maria Topali (GR), Gerasimos Bekas (GR/DE), Nina Rapi (GR), Achim Wieland (DE/CY), Jorgos Kartakis (GR), Adrian Kasnitz (DE), Jan Kuhlbrodt (DE), Elena Pallantza (DE/GR), Lily Michaelides (CY), Simone Kornappel (DE), Andrea Schmidt (DE), Yiannis Baskozos (GR)

Die Ministerin für Kultur und Sport der Hellenischen Republik, Myrsini Zorba, lässt grüßen

So widersprüchliche Sichtweisen wie „The Tyranny of Greece over Germany“ zum einen und „Griechenland unter deutschem Diktat“ zum anderen prägten in den vergangenen einhundert Jahren die gegenseitige Wahrnehmung und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, und das in ganz unterschiedlichen historischen Situationen. Die erste Sichtweise bezieht sich auf den Titel eines populären Buchs aus der Zwischenkriegszeit, die zweite wurde immer wieder während der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise laut. Man könnte so weit gehen und sagen, dass beide Länder sich in gewissem Maß gegenseitig mitgestaltet haben. Tatsächlich hat sich das Deutschland des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der griechischen Klassik herausgebildet. Griechenland wiederum wurde im selben Jahrhundert unter dem bayerischen Königshaus und bayerischer Gesetzgebung ein eigener Staat.
Auch die griechische Universität, deren erste Professoren ihre Studien in Deutschland absolviert hatten, orientierte sich am deutschen Vorbild. Der Erste Weltkrieg führte zu einer politischen Spaltung Griechenlands, als der König auf einer neutralen Haltung bestand und damit deutsche Interessen favorisierte, während der Ministerpräsident des Landes eine Kriegsbeteiligung an der Seite der Entente unterstützte. Die deutsche Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg war nicht nur besonders grausam und kostete viele Menschenleben, sondern zerstörte auch die griechische Infrastruktur und Wirtschaft. An die Besatzung schloss sich der griechische Bürgerkrieg an, eine der traumatischsten Phasen der jüngsten griechischen Geschichte. In den 1960er-Jahren migrierten Griechen angesichts der ruinösen Wirtschaftslage, die eine Kriegsfolge war, nach Deutschland und trugen auf diese Weise zum Wiederaufbau des ehemaligen Kriegsgegners bei. Während der Militärdiktatur ab 1967 zeigte Deutschland große Solidarität und Unterstützung für den Kampf gegen die griechische Junta. Und kürzlich war es Deutschland, das im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise Griechenland den Austritt aus der Eurozone dringend nahelegte. Fast zwei Jahrhunderte lang verhalten sich also Griechenland und Deutschland mal freundschaftlich, mal feindlich zueinander. Und wie sieht es heute aus?

Einen wichtigen Beitrag liefert das Kulturportal diablog.eu, deutsch-griechische Begegnungen. In der Rolle eines Kulturmittlers versucht es, Misstrauen abzubauen; nicht mit einer Intervention von “oben” nach “unten”, sondern durch die Förderung von gegenseitigem Verständnis. In einem geschützten Raum können Bürger beider Länder voneinander mehr erfahren, ihre Gedanken austauschen, ihre Skepsis und Träume vortragen und in Übersetzungen lesen, was die jeweils anderen zu sagen haben. Kulturelle Begegnung von der Basis aus – das ist ein wirklicher Einschnitt in der Art und Weise, Annäherung möglich zu machen. Der Initiatorin dieser “deutsch-griechischen Begegnungen”, der Neogräzistin Michaela Prinzinger, kann man nur gratulieren, genau wie allen, die ebenfalls an diesem Projekt mitwirken.
Auch dem Literaturhaus Lettrétage, dem Berliner Hauptstadtkulturfonds und der Stavros Niarchos Foundation gebühren Dank und Lob für die Unterstützung dieser Zusammenkunft. In der Hoffnung, dass davon weitere Impulse für eine intensivere Kommunikation literarischer und allgemein kultureller Produktion in beiden Ländern ausgehen, wünsche ich SYN_ENERGY BERLIN_ATHENS viel Erfolg.

Myrsini Zorba
Ministerin für Kultur und Sport der Hellenischen Republik

Wir freuen uns auf spannende SYN_ENERGY Berlin_Athens Tage!

förderer

SYN_ENERGY BERLIN_ATHENS ist ein Projekt von Lettrétage e. V. und Diablog Vision e. V., geleitet von Dr. Michaela Prinzinger und Linde Nadiani. Mit freundlicher Unterstützung und Förderung des Hauptstadtkulturfonds und der Stavros Niarchos Foundation

Aus dem Hauptstadtkulturfonds werden kulturelle und künstlerische Einzelprojekte und Veranstaltungen gefördert, die für die Bundeshauptstadt Berlin bedeutsam sind, nationale und internationale Ausstrahlung haben bzw. von besonders innovativem Charakter zeugen. Die Förderung kann für beinahe alle Sparten und Bereiche des Kulturschaffens gewährt werden, die Projekte müssen aber in Berlin realisiert bzw. präsentiert werden. Die Geschäftsstelle des Hauptstadtkulturfonds ressortiert bei der für Kultur zuständigen Senatsverwaltung und wird vom Land Berlin finanziert.

Die Stavros Niarchos Foundation ist eine der weltweit führenden privaten, international tätigen und karikativen Organisationen, die gemeinnützigen Organisationen in den Bereichen Kunst und Kultur, Bildung, Gesundheit und Sport sowie der Sozialhilfe, Zuschüsse gewährt. Die SNF finanziert weltweit Organisationen und Projekte, die eine breite, nachhaltige und positive Wirkung für die Gesellschaft erzielen, eine starke Führung und ein gutes Management aufweisen. Die Stiftung unterstützt außerdem Projekte, die die Bildung öffentlich-privater Partnerschaften als wirksames Mittel zur Unterstützung des Gemeinwohls ermöglichen.

Vielen Dank!

 

cornelia jentzsch

Cornelia Jentzsch zu Odysseas Elytis

Warum sollte man Odysseas Elytis (1911-1996) , einen der großen Dichter nicht nur Griechenlands, sondern der Weltliteratur, immer wieder lesen?  Weil inmitten politischer Waghalsigkeit und Verantwortungslosigkeit das Lesen von Elytis Gedichten mit ihrer elementaren humanen Kraft zu einem Geschenk und gleichfalls zur notwendigen Erinnerung wird. Vermutlich weiß jede Gesellschaft um diese energetische Potenz, würde sie sonst die Poesie nicht immer wieder – entgegen dem organischen Bedürfnis des Menschen nach den in der Poesie vertretenen Werten – zu marginalisieren versuchen?

Auf der letzten Seite seines Gedichtzyklus‘ „Westlich der Trauer“ schreibt Odysseas Elytis: „Sonderbar / Wie unbegreiflich wir leben, doch abhängig davon sind“. Er erschien in Griechenland 1995, ein Jahr bevor Elytis starb. Die Verse lesen sich als poetisches Vermächtnis. „Was bleibt ist Dichtung allein. Dichtung. Gerecht und wesentlich und direkt / Vielleicht wie in der Vorstellung der ersten Menschen / Gerecht in der Würze des Gartens und unfehlbar in der Zeit.“

Elytis‘ Gedichte sprechen von einer schon fast befremdlich anmutenden, weil bedingungslosen Verantwortung eines Einzelnen gegenüber den Menschen. Odysseas Elytis, der deshalb für sein Werk 1979 den Nobelpreis erhielt, begründete seine Haltung: „Ich betrachte die Dichtung als eine Quelle schöpferischer UNSCHULD, die ich in meinem Bewußtsein gegen eine schuldige Welt richte, um diese unter ständigen Verwandlungen so umzuformen, daß sie mit meinen Träumen in Einklang steht… Ich hoffe, daß ich so eine Freiheit, die allen Regierungen entgegengesetzt ist, und eine Gerechtigkeit, die mit dem absoluten Licht identisch ist, am Leben erhalte.“

Elytis Beharren auf Unschuld, Gerechtigkeit und Licht leitet sich direkt aus der antiken Mythologie, dem christlich-orthodoxen Glauben und der eigenen Nationalgeschichte her. So, wie Elytis seine Dichtung in der Vergangenheit verankert hat und aus ihr hervorschreibt, so verschwindet seine Poesie gegen Ende wieder hinter dem Horizont der Zeit. Oxópetra, das seinem 1991 erschienenen Gedichtzyklus den Namen gab, ist nicht nur Kap der Insel Astipalea, sondern für Elytis ist „Oxópetra der äußerste Punkt: wo die Erde ins Wasser eindringt, unsere Epoche in eine andere – der äußerste Punkt: wo mein Leben in den Tod eindringt“, wie er in einem Essay schreibt. Elytis zieht in diesen Gedichten noch einmal über das Erinnerungsmeer, zu den vergangenen Orten seines Lebens in Erwartung des nahenden Todes. Die Sonne – Helios, Energiequell und göttliches Zentrum – geleitet ihn, Elytis bezeichnet den Tod als „Sonne ohne Untergang“. Das Meer ist real und blau, gldichzeitig mythischer Erfahrungsraum. „See… / Sobald auch diese in einem fort raunend etwas von ihren uralten Mysterien / Offenbart, versagt dem Menschen die Stimme / Allein die Seele.“ Das Wort Oxópetra selbst läßt sich mehrfach übersetzen, geographisch bedeutet es felsiges Kap, „Außenstein“, es ist aber auch ein regional volkssprachlicher Ausdruck für „Grabstein“. In der griechischen Mythologie öffnet sich das Wort zum „Hadesstein“ (pétra), auf dem Odysseus wie von Kirke befohlen opfert.

Der Zyklus „To Axion Esti. Gepriesen sei“ bildet die Mitte des Werks von Odysseas Elytis. Elytis verschränkt in unglaublicher Transparenz und Schönheit drei verschiedene Erzählstränge miteinander: die Schöpfungsgeschichte eines „reinen Menschen kämpferischer Unschuld“, die Idee der Dichtung und die wechselvolle Geschichte Griechenlands. In allen Partikeln finden sich Impulse aus dem Alten und Neuen Testament, Homer, Sappho, Heraklit, Pindar, Platon bis Plotin. Seine Verse goß Elytis in erprobte und noch immer kraftvolle Formen tradierter orthodoxer Lithurgien: Psalmen, Oden und Lesungen. Das moderne Griechenland nahm „To Axion Esti“ zu Recht als eine neue Bibel auf, und diese ungewöhnliche Popularität von Poesie unterstütze der Komponist Mikis Theodorakis, der wesentliche Auszüge vertonte.

Odysseas Elytis: „To axion esti. Gepriesen sei“ (Übersetzung Günter Dietz, Elfenbein Verlag 2001)  
Odysseas Elytis: „Oxópetra Elegien / Westlich der Trauer“ (Übersetzung Barbara Vierneisel-Schlörb, Antigone Kasolea, Bibliothek Suhrkamp 2001)